Das traurige Spiel um das kleine Glück

ORF
Luiza Puiu
  1. Nominiert für den Prix Europa 2014

Er blinket und tönt, schickt bunte Verheißungen über den Schirm, liefert Reize im Sekundentakt. Seine Bildsprache ist eine, die auch zweijährige Kinder ansprechen würde: Seepferdchen und lachende Delphine wiegen sich, Muscheln klappen freundlich ihre Schalen auf und zu, fette goldene Herzen blinken, Glücksräder drehen sich im Kreis. Von allen Arten des legalen Glücksspiels hat, laut einer Studie des Hamburger Instituts für Suchtforschung, der Spielautomat das höchste Suchtpotenzial. Die österreichische Gesetzgebung hat für das Automatenspiel – sofern es nicht in einem großen Casino stattfindet – den verharmlosenden Begriff „kleines Glücksspiel“ geprägt. Durch die Besteuerung dieses „kleinen Glücks“ fließen Millionen in die Kassen der österreichischen Bundesländer. Doch stellt sich die Frage, ob die Folgekosten – die Therapiestunden für Süchtige, die soziale Unterstützung für Verschuldete, die finanziellen Schäden durch Beschaffungskriminalität – nicht weitaus höher sind als diese Steuereinnahmen.

In sieben Szenen kommen Protagonisten aus dem Umfeld des Automatenglücksspiels zu Wort: Nazife, die nicht mehr weiß, wie sie die Spielschulden ihres Mannes und ihres ältesten Sohnes abarbeiten soll. Daki und Denim, die ihre Spielsucht durch Räube, Diebstähle und Erpressungen finanziert haben und jetzt in einer Justizanstalt für straffällige Jugendliche einsitzen. Franz Wohlfahrt, der als Generaldirektor der „Novomatic AG“ Jahresumsätze in Milliardenhöhe erzielt und sich mit großer Überzeugung als Kulturförderer präsentiert. Und Behçet, der alles verloren hat und dessen Freund sich vor einem Grazer Spielsalon, in dem beide Stammgast waren, mit Benzin übergossen und verbrannt hat.

Dieses Feature entstand kurz vor dem Inkrafttreten der österreichischen Glücksspielnovelle vom 1. 1. 2015.

Prix Europa 2014

Nominierung