Der Tod des Soumayla Sacko

ORF
Elisa Oddone
Elisa Oddone
Elisa Oddone
fd
Elisa Oddone
Elisa Oddone
Elisa Oddone
Unione sindacale di base
Unione sindacale di base
Unione sindacale di base
Elisa Oddone
Fofona Madoufane
  1. Ausgezeichnet mit dem CIVIS Medienpreis 2020
  2. Nominiert für den Prix Europa 2019
  3. Nominiert für den Prix Italia 2019

In Mali war Soumayla Sacko Bauer. 2015 musste er sein Land verlassen, weil der Klimawandel seine Landwirtschaft ruiniert hatte. Er ließ seine Lebensgefährtin und seine damals zweijährige Tochter zurück und kam über die Wüste und das Mittelmeer nach Italien. In Kalabrien bewohnte er die „Baraccopoli“ von Rosarno, einen jener Slums, die während der Erntezeit tausende, größtenteils afrikanische Menschen beherbergen. Für zwei bis drei Euro pro Stunde arbeitete Soumayla Sacko auf den Zitrusplantagen der Umgebung.

Bis zu seinem gewaltsamen Tod engagierte er sich gewerkschaftlich für die Rechte jener Erntehelfer, die Italiens damaliger Innenminister, Matteo Salvini, diffamierend als „neue Sklaven“ bezeichnet – und die doch längst ein fester Bestandteil der italienischen Ökonomie sind.   

Am 2. Juni 2018 wurde er auf dem Gelände einer stillgelegten Fabrik in San Calogero erschossen. Mit zwei Freunden, Drame Madiheri und Fofona Madoufane, war er dabei, ein paar rostige Wellbleche abzusägen, als ein Mann aus einem weißen Fiat Panda stieg und aus seinem Jagdgewehr auf sei zu schießen begann. Fofona wollte sich aus den Wellblechen eine Baracke bauen, um nach seinen langen Arbeitstagen einen Ort zum Schlafen zu haben.

Das Feature begleitet Soumayla Sackos Freunde und Kollegen bei ihrem Versuch, Wahrheit und Gerechtigkeit für ihn zu erwirken.

CIVIS Medienpreis 2020

Ausgezeichnet in der Kategorie "Lange Programme"

Beim CIVIS Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa wurde am 2. Oktober 2020 die Ö1-Journalistin Franziska Sophie Dorau für ihr Feature „Der Tod des Soumayla Sacko“ mit dem CIVIS Audio Award in der Kategorie „Lange Programme“ ausgezeichnet. Die Jury begründete ihre Wahl so:

„Eine außerordentlich sorgfältig recherchierte, durchgehend informative aber nie belehrende, ganz und gar fesselnde Geschichte über Sklaverei mitten in Europa. Empathisch und doch unaufgeregt erzählt, voller ungewöhnlich offener, bestürzender O-Töne, handwerklich perfekt produziert.“



Der CIVIS Medienpreis gehört zu den wichtigsten Auszeichnungen in Europas Medienlandschaft: Jedes Jahr werden die besten Beiträge zu den Themen Integration und kulturelle Vielfalt aus den Sparten Film, Fernsehen, Radio, Internet und Kino prämiert. Über 900 Programme aus 22 EU-Staaten und der Schweiz nahmen am Wettbewerb 2020 teil.

Die Sendung war auch unter den Finalisten für den Prix Europa und den Prix Italia 2019.