Wo sich altes und neues Arabien treffen
eine Ö1 Studienreise in den Oman
ORFUnscheinbar, dürr und knorrig wirken die Boswellia Bäume, deren als „Weihrauch“ bekanntes Harz im alten Rom mit Gold aufgewogen wurde und den Reichtum Arabiens in der Antike begründete. Macht man mit einem Messer kleine Kerben in ihre Rinde, setzen sich sogleich winzige, grünlich weiße Perlen an der Einschnittstelle ab.
Ein paar Tage später wird dort ein dicker Tropfen hängen, den man abschaben und trocknen kann. Das weltweit beste Weihrauchharz wird heute – wie schon vor 3000 Jahren – in der omanischen Provinz Dhofar geerntet. Auf dem Souk ihrer Hauptstadt Salalah kann man sich einen Eindruck von der Vielfalt der im Oman erzeugten, duftenden Räucherwaren verschaffen.
Aber auch andere aus dem Altertum gerettete Kulturgüter sind im Oman noch sehr lebendig. Etwa die Dhaus – jene schön geschwungenen Teakholz-Schiffe, auf welchen omanische Seefahrer bis nach Indien, China und Sansibar segelten. Oder das „Aflaj“-System – ein Netz tausende Jahre alter, steinerner Kanäle, die für die Wasserversorgung von omanischen Dörfern und Städten nach wie vor von zentraler Bedeutung sind.
Rund 300.000 Quadratkilometer groß ist das im Südosten der arabischen Halbinsel gelegene Sultanat Oman. Innerhalb der letzten 40 Jahre hat es sich von einer auf Subsistenzwirtschaft beschränkten und isolierten Stammesgesellschaft zu einem gut strukturierten und in vieler Hinsicht liberalen, erdölexportierenden Staat entwickelt. Im Osten des Landes, an der Küste des omanischen Golfs, liegen die historische Hauptstadt Muscat und die sie umgebende „Capital Area“.
In dieser stetig wachsenden Metropolregion präsentiert sich der Oman als ebenso aufgeklärtes wie traditionsbewusstes islamisches Land, in dem der Koran zwar gerne auf dem Smartphone gelesen wird, aber die Sicht auf Moscheen, Gebirge und Meer von keinen Wolkenkratzern verstellt wird.